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Der Widerspruch
article [ Society ]
Kolumne 39


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by [Delagiarmata ]

2006-12-16  | [This text should be read in deutsch]    | 



Es brodelt in der Gemütsküche der Nation. Alle sind unzufrieden, vom Arbeitslosen bis zum Nobelpreisträger. Alle rufen nach Reformen, von der Harz-IV-Regelung bis zum Urheberrecht. Ein glückliches Volk, sollte man trotzdem meinen bei so viel Einigkeit, wo doch auch die CDU-CSU-SPD-Regierung mit der Devise angetreten ist, je mehr und je bessere Reformen „zu machen“, wie es der Mann auf der Straße nennt.

Woher dann der kollektive Unmut? Vielleicht entspringt er einem schlechten Demokratie- oder gar einem noch katastrophaleren Solidaritätsverständnis. Nun kenne ich den Mann auf der Straße mehr schlecht als recht, weil ich (dem Schicksal sei’s gedankt) von morgens früh bis in den Nachmittag hinein im Betrieb feststecke. Aber da sind sie ja auch, die Nörgler, zuhauf. Alles ist schlecht, was die Große Koalition in diesem Herbst im Schilde führt: Gesundheits-, Renten-, ALG II-, Wirtschaftsreform u.s.w. Alles ist Scheiße!

Kein Problem, höre ich heute noch meine angeborene Naivität in die Umgebung posaunen und erwache (zum wievielten Male schon) auf den Mauern von Jericho, kläglich mit diesen in einen Sumpf von Häme und Spott stürzend. Am kommenden Samstag – gemeint war der 21. Oktober 2006 – organisiert die regionale DGB-Organisation eine Busfahrt zu einer Demonstration nach München. Wir fahren alle mit und zeigen denen in Berlin, dass wir unter Reformen etwas ganz anderes verstehen.

Das Echo meines Apels war eindeutig. Die Ablehnung durchlief von der Urresignation „das bringt ja doch nichts“, über anarchisches Gedankengut wie „Waatschen, Waatschen, so, zagg zagg, links und rechts, gehörten dem Münte mit seiner Rente mit 67“, bis zum Ruf nach einem „kleinen Hitler, der da oben mal gescheit aufräumt“, die ganze Palette undemokratischer Invektive. Mein Einwand, dass in der Demokratie eine große Beteiligung an Kundgebungen die „Waatschen für die da oben“ wären – man muss sich der Diktion ja anpassen, wenn man überzeugen will, nicht wahr? –, stieß auf allgemeines Unverständnis. Das schien doch ein Maß – oder Mass? – an Sozialkunde zu viel gewesen zu sein. Ende. Um aber jeder unfairen Pauschalierung den Wind aus den Segeln zu nehmen, sei als positives Erlebnis vermerkt, dass sich ein Kollege wirklich zugänglich für die Sache zeigte... nur leider just an diesem Samstag privat verhindert war.

Heute, fast zwei Monate später, muss ich zugeben, einem Sinneswandel erlegen zu sein. Ja, ich bin stolz auf diese Regierung. Unsere Regenten haben ihr Gespür für das Wallen der Volksseele noch nicht verloren. Sie leben weiterhin mitten unter uns und haben erkannt, dass die Rufe und das Mahnen der Gewerkschaften ungehört in der Tiefe der Gesellschaft verhallen.

Münteferings 67-Rentenkoup kann endlich auch die Auswanderungsgelüste der deutschen Konzerne ab absurdum führen, denn dieser „Volkszorn“ müsste doch zum Bleiben ermuntern. Man kann hier getrost die Arbeitszeit nach Belieben anheben und die Löhne ebenso willkürlich senken, sind die Deutschen doch nach 50 Jahren Wohlstand so träge, dass niemand – ganz gleich welche Ungeheuerlichkeit ihm einfällt – einen ernsten Massenwiderstand fürchten muss.

Zu den vielen Typisch-Deutsch-Attributen darf man nach diesem Herbst ein neues hinzufügen: Jammern auf hohem Niveau im Gleichschritt mit dem Verlust jeglicher Zivilcourage.

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